Wenn die Nierenfunktion bei einer Nierenerkrankung auf unter 10 % der normalen Funktion absinkt oder erlischt, ist eine Nierenersatztherapie notwendig, um das Überleben zu sichern. Die beste Form dieser Therapie ist die Nierentransplantation, da sie am ehesten in der Lage ist, die Funktion einer gesunden Niere weitgehend zu übernehmen. Dialyseverfahren hingegen erreichen lediglich das absolute Minimum an nötiger Funktionalität fürs Überleben; dabei müssen bestimmte Aufgaben wie zum Beispiel die Bildung von Erythropoetin (EPO) durch zusätzliche Medikamente kompensiert werden.
Überdies sind Patienten im Alltag stark eingeschränkt und ihre Leistungsfähigkeit leidet oft darunter. Es gibt jedoch seltene Fälle, in denen eine Transplantation vorerst nicht möglich ist - beispielsweise wenn es noch keine Heilung für eine systemische Gefäßentzündung gibt, welche zur Niereninsuffizienz geführt hat; hier besteht das Risiko einer Entzündungsübertragung auf das Transplantat. Eine erfolgreiche Nierentransplantation ermöglicht Kindern wieder ein nahezu normales Leben ohne Einschränkungen wie Beschränkungen der Trinkmengen und Diäten während der Dialysezeit üblich sind. Dennoch müssen, solange das transplantierte Organ funktioniert, konsequent Medikamente genommen werden, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Kinderarzt sowie in der Transplantationsambulanz des Krankenhauses sind erforderlich. Seit 1954 wurden weltweit über 300.000 Nierentransplantationen durchgeführt; ungefähr 2000 Menschen in Deutschland erhalten pro Jahr eine Niere, darunter etwa 120 Kinder und Jugendliche.
In der Regel können Kindern ab einem Gewicht von 8-10 kg oder im Alter von zirka 1-2 Jahren eine Transplantation durchgeführt werden. Da die transplantierte Niere im Unterbauch platziert wird, wo ausreichend Platz vorhanden ist, besteht normalerweise kein Problem damit, auch sehr kleinen Kindern eine Erwachsenenniere einzusetzen. Eine erfolgreich verlaufende Transplantation kann dazu führen, dass das Organ für etwa 15 bis 20 Jahre oder sogar länger funktioniert.
Nach der Operation wird das Kind von der Transplantationsstation auf die Intensivstation der Kinderklinik verlegt. Dort erhält es eine Vielzahl von Medikamenten und ausreichend Flüssigkeit. Anfangs werden regelmäßig Blutwerte, Urinausscheidung und Flüssigkeitszufuhr überprüft. In den ersten Tagen produziert die transplantierte Niere oft große Mengen an Urin und verliert dabei wichtige Nährstoffe, da sie sich vom Transport (bei einer Spende durch einen Verstorbenen) und dem Eingriff erholen muss.
Normalerweise beginnt die Niere bereits im Operationssaal ihre Funktion wieder aufzunehmen, manchmal dauert es jedoch einige Tage oder sogar Wochen bis zur Produktion von Urin. Während dieser Zeit sind vorübergehend Dialysen erforderlich, um diese Lücke zu überbrücken. Zur Überwachung erfolgt anfänglich täglich ein Ultraschall des Organs. Tag für Tag fühlt sich das Kind besser und kann mehr essen und trinken. Bei einem unkomplizierten Verlauf können nach etwa 3-4 Tagen die Kontrollmaßnahmen deutlich reduziert werden, sodass das Kind in die Nierenstation (Station K2) verlegt werden kann. I
In den folgenden Tagen können einige Medikamente verringert oder abgesetzt werden. Der Blasenkatheter wird nach einigen Tagen entfernt. Etwa 7 bis 10 Tage später können auch zentrale Venenkatheter sowie Harnblasenkatheter gezogen werden; normalerweise ist dafür keine Schmerzlinderung notwendig. Nach etwa 2 Wochen werden die Fäden der Operationsnaht entfernt. Insgesamt dauert ein stationärer Aufenthalt nach einer unkomplizierten Transplantation in der Regel etwa 3 Wochen. In den meisten Fällen können Eltern auf Station K2 mitaufgenommen und neben ihrem Kind übernachten, solange genügend Platz vorhanden ist. In ersten Tagen nach dem Eingriff, wenn sich das Kind noch auf der Intensivstation befindet, steht aus Platzgründen für die Eltern nur ein Sessel zur Verfügung. Eventuell kann zu dieser Zeit auch ein Zimmer in einer nahegelegenen Wohnung für Eltern bereitgestellt werden oder sie können in einer Jugendherberge gegenüber dem Krankenhaus übernachten.
Bei Lebendspende kann der Spender nach ungefähr 1 Woche bei einem planmäßigen Verlauf wünschen im selben Raum, wie das Kind untergebracht zu werden.
Auf der Nierenstation lernen ältere Kinder ihre Fortschritte mithilfe eines Nierentagebuchs festzuhalten. Dieses beinhaltet anfangs tägliche Eintragungen von Morgen- und Abendgewicht, Temperatur. Blutdruck, Urinausscheidung sowie die Gesamttrinkmenge innerhalb von 24 Stunden. Ebenfalls wird dokumentiert, welche Medikamente (Immunosuppressiva und gegebenenfalls blutdrucksenkende Mittel) eingenommen wurden. Kind und Elternteile erlernen zudem, die Funktionstüchtigkeit des Organs abzutasten, auf Zeichen möglicher Organabstoßung zu achten, Medikamente korrekt einzunehmen und die Wirkungsweise der Medikation zu verstehen. Es ist ebenfalls wichtig, über mögliche Nebenwirkungen aufzuklären. Falls ein Bauchfelldialysekatheter gelegt wurde, wird dieser etwa 6 Wochen nach der Transplantation entfernt. Dafür ist ein kleiner Eingriff und erneuter stationärer Aufenthalt von ungefähr 3 Tagen erforderlich.
Bei einer Lebendspende kann der Katheter bereits während des Transplantationsvorgangs entfernt werden. Im Folgenden erhalten Sie Informationen über die Behandlung und den typischen Verlauf nach einer Nierentransplantation. Sie erfahren auch mehr über potenzielle Risiken, Komplikationen sowie Belastungen, die mit diesem Eingriff verbunden sein können. Bitte bedenken Sie beim Lesen dieser Abschnitte, dass nicht auf die langfristigen Belastungen, Gefahren oder Komplikationen eingegangen wird, die eine Dialysebehandlung über viele Jahre hinweg mit sich bringen kann. Im Vergleich dazu sind die Risiken einer Transplantation längerfristig deutlich geringer.