Auch wenn Sie sich während der Wartezeit diesen Tag sehnlich herbeiwünschen, kommt der Anruf mit dem Organangebot plötzlich und trifft Sie womöglich unvorbereitet. Die Transplantation durch eine Hirntod-Spende ist nicht planbar und das Angebot über ein neues Organ kann zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgen, meistens kommt der Anruf am späten Abend oder nachts. Das Telefonat führt der Transplantationskoordinator oder Dienstarzt. Am Telefon fragen wir unter anderem nach Ihrem aktuellen Gesundheitszustand (beispielsweise ob Fieber, oder ein grippaler Infekt vorliegen) und gehen mit Ihnen nochmal zusammengefasst den weiteren Ablauf bis zur Transplantation durch.
Für die Fahrt in die Klink halten Se bitte im Vorfeld Rücksprache mit uns. Fahren Sie bitte nicht selber mit dem eigenen PKW! Ab dem Zeitpunkt des Anrufs müssen Sie nüchtern bleiben, das heißt nicht essen, trinken oder rauchen! Denken Sie bitte auch daran, für die Fahrt zu uns ihr Mobiltelefon bei sich zu tragen.
Nach Ankunft melden Sie sich bitte an der Pforte der Chirugischen Klinik des Universitätsklinikum Heidelberg uns lassen sich den Weg zur Viszeralen Transplantationsstation (VTS / Tel: 06221 56 6479) des TRANSPLANT ZENTRUMS weisen.
Im VTS werden Sie vom Pflegeteam und den diensthabenden Ärzt*innen in Empfang genommen.
Wichtig für Sie in dieser Situation: Ruhe bewahren! Damit die Anreise im Falle eines Organangebots reibungslos abläuft, lassen Sie sich bitte bereits nach der Aufnahme auf die Eurotransplant-Warteliste einen Taxischein - ohne Datum mit Vermerk: “Transport zur Transplantation” - in der Hausarzt-Praxis ausstellen.
Zu Ihrer eigenen Sicherheit und der Ihrer Angehörigen, suchen Sie sich bitte außerdem einen Taxiunternehmer an Ihrem Wohnort und besprechen die ständige Erreichbarkeit mit ihm. Heften Sie die Ziel-Adresse an Ihren Blanko-Taxischein:
Chirurgische Klinik des Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 420
69120 Heidelberg
Auf der Station angekommen, kann es noch einmal etwas turbulent für Sie werden. In kurzer Zeit werden wir noch wichtige Untersuchungen wie z. B. eine Röntgenaufnahme der Lunge und ein EKG durchführen. Zur Blutabnahme legen wir Ihnen einen kleinen Katheter, der auch von den Narkoseärzten zur Verabreichung der Medikamente genutzt wird. Ein Chirurg und ein Narkosearzt werden mit Ihnen abschließend Aufklärungsgespräche führen. Unser Pflegeteam wird einige Kreislaufparameter erheben, Ihre Temperatur messen und Sie auffordern, sich zu wiegen. Das Operationsgebiet wird rasiert und es werden spezielle Strümpfe zur Thromboseprophylaxe angepasst.
Während wir uns um Sie kümmern, findet bereits die Operation zur Vorbereitung des Spenderorgans statt. Unser Transplantationsteam untersucht dabei das Organ, um sicher zu gehen, dass es zur Transplantation geeignet ist. Kann die Leber nicht transplantiert werden, muss die Operation zu diesem Zeitpunkt abgesagt werden.
Die gesamte Operation kann zwischen drei und 12 Stunden dauern, je nachdem, wie schwierig - und damit zeitaufwendig - sich die Organentnahme und die Naht der Gefäße darstellen. Im Mittel beträgt die Operationsdauer zirka fünf bis sechs Stunden.
Auf die Besonderheiten und Eigenarten der Transplantations-Verfahren bei unterschiedlichen Organen oder die möglicherweise verschiedenen Operationstechniken gehen wir bei der Beschreibung der einzelnen Ttransplantations-Programme ein.
Direkt nach der Transplantation kommen Sie zur weiteren Behandlung und Überwachung auf unsere Intensivstation, die Station 13 IOPIS (Interdisziplinäre Operative Intensivstation). Die Intensivstation wird seit 2001 gemeinsam von den Kliniken für Anästhesiologie und Chirurgie geleitet. Die enge Zusammenarbeit von Anästhesie und Chirurgie soll eine moderne, leistungsfähige Intensivmedizin auf höchstem Niveau ermöglichen und den Behandlungserfolg für den Patienten optimieren. Rund um die Uhr ist die Intensivstation von mindestens zwei Ärztinnen oder Ärzten und zirka acht intensiv-medizinisch spezialisierten Pflegekräften besetzt.
Das erste Aufwachen auf der Intensivstation ist natürlich ein besonderer Moment. Wenn Sie noch nie auf einer Intensivstation waren, sollen Sie wissen, dass der Monitor, die Katheter und Drainagen, die Dosierer und gegebenen Falles auch das Beatmungsgerät keinesfalls ungewöhnlich sind.
Zur Überwachung wird jeder Patient auf der Intensiv- und Überwachungsstation über Klebeelektroden an einem Monitor angeschlossen.
So lässt sich die Herzfunktion, der Blutdruck und der Sauerstoffgehalt des Blutes ständig überwachen. Auf einem Bildschirm sind die Werte in Form von Zahlen und Kurven sichtbar; er gibt bei kleinsten Veränderungen Alarm.
Dies deutet meistens auf eine zu beachtende Situation hin, selten wird dadurch eine akute Gefahr angezeigt.
Venenkatheter sind dünne Plastikschläuche, die in einem Blutgefäß liegen. Sie dienen der Zugabe von Flüssigkeiten, Nährstoffen und Medikamenten. Es erfolgen hierüber auch Blutabnahmen.
Die Ableitung von Körperflüssigkeiten erfolgt über Blasenkatheter (Urin) oder Sonden (Magensaft). Im Wundgebiet liegen zusätzlich nach der Operation Schläuche ein, um Blut und Wundsekret nach außen abzuleiten.
Die Flüssigkeitseinfuhr und -ausfuhr wird engmaschig bilanziert und gegebenenfalls korrigiert.
Wird die Atmung künstlich unterstützt, wird ein dünner Beatmungsschlauch (Tubus) über Mund oder Nase in die Luftröhre eingeführt. Dieser ist mit der Beatmungsmaschine verbunden und sorgt so für ausreichende Sauerstoff-Zufuhr. Solange das Beatmungsgerät notwendig ist, können die Patienten in einem künstlichen Schlaf sein.
Im Wachzustand wird der Schlauch oft als Fremdkörper unangenehm empfunden, jedoch schmerzt er nicht. Der wache Patient kann mit dem Schlauch nicht sprechen, durch Zeichensprache und Schreibtafeln können Sie sich aber gut verständigen.
Täglich finden in den ersten Tagen nach der Operation Untersuchungen und Blutabnahmen statt. Bei unklaren Befunden kann zusätzlich eine Computertomographie oder eine Angiographie erfolgen. Durch engmaschige Kontrollen werden Komplikationen vermieden oder zeitnah behandelt. So sind wir auf eventuell gefährliche Situationen vorbereitet und können schnell und effektiv reagieren. Die Pflegenden überwachen und beobachten alle Geräte, die zu Ihrer Überwachung und Behandlung eingesetzt werden. Oft wird die Pflegekraft oder die behandelnde Ärztin an etwas erinnert oder das Piepsen zeigt zum Beispiel eine lockere Elektrode an.
Ist es dem Patienten nicht mehr möglich, Aktivitäten wie Körperpflege, Bewegungen, Nahrungsaufnahme etc. selbstständig durchzuführen, wird er von den Pflegenden entsprechend unterstützt. Unser Bestreben ist es jedoch stets, die Eigenaktivität unserer Patienten schnellstmöglich wieder herzustellen. Dazu sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen.
Während der Operation werden Ihre persönlichen Hilfsmittel wie Brille, Hörgerät, Zahnprothesen, Toilettenartikel und Schuhe auf der Intensivstation aufbewahrt, damit Sie ihnen nach der Operation sofort wieder zur Verfügung stehen. Während Ihres Aufenthaltes auf der Intensiv- und Überwachungsstation benötigen Sie allerdings keine persönliche Wäsche.
Im Anschluss an die Intensivtherapie werden Sie auf der Viszeralen Transplantationsstation (VTS) – unserer chirurgischen Überwachungsstation – weiter betreut.
Um den bestmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen, wird auf diesen beiden Stationen die Zusammenarbeit aller beteiligten Fachrichtungen gebündelt.