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Warum Lebertransplantation?

Keine Aussicht auf eine alternative Heilung

Patienten, die für eine Transplantation in Frage kommen, leiden an einer akuten oder chronisch fortschreitenden Lebererkrankung ohne Aussicht auf eine alternative Heilung wie z. B. durch konservative medikamentöse Behandlung oder durch chirurgische Leberteilentfernung. Man unterscheidet bei diesen Ursachen gutartige (akut oder chronisch verlaufende) sowie bösartige Erkrankungen (z. B. Leberkarzinom). In den meisten Fällen führt die narbige bindegewebige Umwandlung zur Zerstörung des gesunden Lebergewebes (Zirrhose) und damit zum Funktionsverlust der Leber. Dieser Funktionsverlust äußert sich in verschiedenen Schweregraden, welche nach bestimmten Kriterien eingeteilt werden (z. B. CHILD-PUGH-Score, MELD-Score). Diese Einteilung der Lebererkrankung ist für die Indikationsstellung und die Dringlichkeit der Meldung bei Eurotransplant wesentlich. 

Mit Fortschreiten der Leberzirrhose und somit des Leberschadens steigt auch das Risiko für Folgeerkrankungen. So können Patienten nicht selten Bauchwasser (Aszites), eine Milzvergrößerung und eine Bildung von Krampfadern der Speiseröhre und des Magens (Ösophagus- bzw. Fundusvarizen) aufweisen. Letztere bilden eine Gefahr für akute Blutungen, da durch die eingeschränkte Leberfunktion eine erhöhte Blutungsneigung besteht. (Gerinnungsfaktoren werden in der Leber produziert). Zudem kann die Leberschädigung auch die teils irreversible Schädigung anderer Organe zur Folge haben, insbesondere der Nieren, des Herzens oder der Lunge. Die Entwicklung einer Leberzirrhose ist ein langsam fortschreitender Prozess und kann als Folge verschiedener Ursachen entstehen. 

In Deutschland ist die häufigste Erkrankung, die zur Leberzirrhose führt, der chronische Alkoholmissbrauch, gefolgt von Leberentzündungen durch Hepatitis B-und C-Viren. Eine Sonderstellung in Bezug auf die Operation nimmt die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ein, welche mit einer Zerstörung der Gallengänge in der Leber einhergeht. Die Erkrankung tritt häufig gemeinsam mit einer entzündlichen Darmerkrankung (v.a. Colitis ulcerosa) auf und kann in eine bösartige Gallengangs Erkrankung übergehen. Bei der PSC wird der Gallengang der neuen Leber direkt an den Dünndarm des Empfängers angeschlossen (biliodigestive Anastomose). Die PSC kann jedoch nach einer erfolgreichen Transplantation erneut auftreten und sogar nach mehreren Jahren eine erneute Lebertransplantation erforderlich machen. 

 


Durch Lebertransplantation zu behandelnde Erkrankungen

Übersicht häufiger Erkrankungen, die zu einer Lebertransplantation führen:

Akutes Leberversagen
  • Leberversagen durch Hepatitis A, B oder C
  • Leberversagen bei Budd-Chiari-Syndrom
  • Leberversagen bei Vergiftung
  • Ausgedehnte Leberverletzungen durch Unfall
  • Leberversagen nach Transplantation

 

Gallenwegserkrankung
  • Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
  • Primär billäre Cholangitis (PBC)
  • Mangelhafte Ausbildung der Gallenwege
  • Medikamententoxizität
Leberzirrhosen
  • Leberzirrhosen bei Hepatitis B,C,D
  • Leberzirrhosen bei Autoimmunhepatitis
  • Alkoholische Leberzirrhose
  • Unklare Leberzirrhosen
Stoffwechselerkrankungen
  • Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
  • Morbus Wilson (Kupferstoffwechselstörung)
  • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
  • Amyloidose
Bösartige Erkrankungen
  • Leberzellkarzinom (HCC)
  • Neuroendokrine Lebertumore
  • Malignes Hämangioendotheliom
Weitere Erkrankungen
  • Kongenitale Zystenleber
  • Budd-Chiari-Syndrom (Lebervenenverschluss)

Untersuchungen vor Lebertransplantation

und zu vereinbarende Arztbesuche

Liste der Standard-Untersuchungen
  • Blutuntersuchungen
  • EKG
  • Lungenfunktion
  • Röntgen der Lunge
  • Magen- und Darmspiegelung
  • Ultraschall der Bauchorgane und des Herzens
  • Belastungstest des Herzens
  • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Bauchraumes
  • Knochendichtemessung
  • Psychosomatische Evaluation
  • Überprüfung Impfstatus
  • Abstriche auf Krankenhauskeime
  • Urinuntersuchungen auf Keime und eventuell Alkohol
  • Eventuell Haaranalysen
  • Regelmaßige Gewichtskontrollen

 

Vorstellung bei folgenden Kliniken oder Praxen
  • Narkoseärzt*in - Anästhesiologische Klinik
  • HNO-Arzt
  • Zahnärzt*in
  • Urologie und/oder Gynäkologie (Frauenklinik) 
  • Hautarzt
  • Neurologie
  • Nephrologie (Nierenzentrum)

Der MELD-Score

Model of End Stage Liver Disease

Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen, Ihren Daten und Ihrem medizinischen Befund wird nun eine Meldung an Eurotransplant gemacht, um Sie auf die Liste möglicher Organ-Empfänger aufzunehmen. Werden Sie auf die Warteliste für Lebertransplantationen aufgenommen, wird Ihr Schwergrad dort nach dem MELD-Score (Model of End Stage Liver Disease) gelistet. Der MELD-Score errechnet sich aus 3 Laborparametern:

  • Serum-Kreatinin
  • gesamt Bilirubin
  • INR (Maß für die Blutgerinnung)

 

Der errechnete Score kann Werte von 6 (leichte Erkrankung) bis 40 (schwere Erkrankung) erreichen. Für Kinder gibt es einen gesonderten Score; der PELD Score hier wird noch das Albumin mit hinzugerechnet. Der MELD-Score liefert eine genauere Aussage über den Schweregrad der Lebererkrankung und die Dringlichkeit der Transplantation, was essentiell für die Listung zur Lebertransplantation ist. Während der Wartezeit ist es erforderlich, dass regelmäßig je nach Höhe des Scores Ihre Laborwerte im Zentrum überprüft werden. Für Sie als Patient*in ist es deshalb wichtig, dass das Zentrum den MELD-Score bei Eurotransplant konsequent aktualisiert.

matchMELD-Standardkriterien (Standard Exceptional, EMELD)

In manchen Fällen wir die Dinglichkeit der Lebertransplantation durch den labMELD (Billirubin, Kreatin, INR) nicht adäquat widergespiegelt. Aus diesem Grund gibt es für Wartelisten-Kandidat*innen bei einigen Erkrankungen, die Möglichkeit, bei Eurotransplant einen sogenannten matchMELD oder Exceptional MELD (EMELD) zu beantragen. 
Erkrankungen bei denen häufiger ein EMELD beantragt wird sind z. B. das Leberzellkarzinom, die primär sklerosierende Cholangitis oder die Zystenleber. Darüber hinaus gibt es noch eine Anzahl seltener Erkrankungen, bei denen ein EMELD möglich ist. 

Für die Erteilung des EMELD müssen jeweils die für die Krankheit spezifischen Kriterien vorliegen. Diese werden im Rahmen der Vorstellung in der Sprechstunde regelmäßig geprüft. Sie werden hierüber ausführlich informiert. Wenn ein EMELD erstellt wurde, sind regelmäßige Aktualisierungen alle 3 Monate notwendig. Für die Organvermittlung bei Eurotransplant wird immer der höhere MELD-Wert berücksichtig, d. h. wenn der labMELD höher als der EMELD ist, zählt dieser, und umgekehrt.

 

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