Schon seit der Antike hegt die Menschheit die Vorstellung, mittels Transplantationen verloren gegangene Körperteile oder geschädigte Organe zu ersetzen. Bereits seit 500 v. Chr. ranken sich Mythen, Sagen und Legenden um die Übertragung von Geweben und Organen. Eine besonders berühmte Erzählung berichtet von Cosmas und Damian, den Schutzpatronen der Heilkunde, die im 3. Jahrhundert n. Chr. einem weißen Missionar das Bein eines Farbigen erfolgreich transplantierten. Diese Legende spiegelt die langjährige Geschichte und anhaltende Faszination wider, die das Thema Transplantation auf die Menschheit ausübt.
Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts wurden mehrere Versuche unternommen, zerstörte menschliche Haut durch die Verwendung von Tiergewebe zu ersetzen. Ebenso wurden Transplantationen von Zähnen, Sehnen und anderen Organen versucht, wobei das verwendete Gewebe hauptsächlich von Hunden, Hühnern und Rindern stammte. Im 18. und späten 19. Jahrhundert wurden Berichte über Transplantationen von Drüsengewebe veröffentlicht, darunter die Verpflanzung von Schilddrüsengewebe oder Eierstöcken nach chirurgischen Eingriffen.
Im Jahr 1863 beschrieb der französische Chirurg Paul Bert, dass Transplantate häufig abgestoßen werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte der österreichische Chirurg H. Ullmann aus Wien die erste technisch gelungene Nierentransplantation an einem Hund durch. Er pflanzte die Niere im Nacken des Hundes ein und führte den Ureter (Harnleiter) durch die Haut nach außen, um die Harnproduktion dokumentieren zu können. Die Urinproduktion funktionierte fünf Tage.
Der Franzose Alexis Carrel entwickelte die grundlegenden gefäßchirurgischen Techniken. Er zeigte unter anderem, dass man ein durchtrenntes Gefäß mittels Gefäßnaht wieder adaptieren kann und schuf damit die Voraussetzungen Organe transplantieren zu können. Gleichzeitig bemerkte er als einer der Ersten, dass im Gegensatz zu körpereigenem Gewebe, körperfremdes Gewebe bei einer Transplantation abgestoßen wird. Das damals ungelöste Problem der Abstoßungsreaktion führte dazu, dass die Verwirklichung der Organtransplantation im frühen 20. Jahrhundert zunächst aufgegeben wurde.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Pioniere der Chirurgie die Grundlagen für die heutige Organtransplantation gelegt haben.
Die Ursprünge erfolgreicher Nierentransplantation gehen zurück auf das Jahr 1936, als Dr. Y. Voronoy in Kiew (Ukraine) erstmals die Niere eines verstorbenen Spenders transplantieren konnte. Leider überlebte die Empfängerin nur vier Tage, da die Spenderniere nie richtig funktionierte. In den 1950er Jahren wurden in den USA erneut menschliche Nieren transplantiert, jedoch mit mäßigem Erfolg. Man erkannte zu diesem Zeitpunkt, dass die Abstoßungsreaktion das Ergebnis der Immunabwehr des Empfängers war.
Die erste erfolgreiche Nierentransplantation wurde schließlich 1954 in Boston (USA) durchgeführt. Das Organ wurde einem eineiigen Zwilling des Patienten entnommen, wodurch eine genetische Identität zwischen Spender und Empfänger bestand und somit keine Abstoßungsreaktion auftrat.
Doch um auch Patienten ohne genetische Identität transplantieren zu können, musste die Unterdrückung der Abstoßungsreaktion durch Medikamente verwirklicht werden. Zunächst wurde eine radioaktive Ganzkörperbestrahlung angestrebt, aber in den USA wurden bereits in den frühen 60er Jahren spezifische Medikamente zur Verhinderung der Organabstoßung durch Hemmung der Immunantwort eingesetzt. Im Jahr 1960 gelang es experimentell, die pharmakologische Hemmung einer Nierentransplantationsabstoßung mit dem Medikament Azathioprin zu erreichen.
Inspiriert von den bahnbrechenden Fortschritten in der Nierentransplantation, die mittlerweile bekannt geworden sind, beschleunigte der herausragende Chirurg Thomas Starzl und sein Team in den USA die Umsetzung einer Lebertransplantation. Nach zahlreichen Tierexperimenten führte er im Jahr 1963 die ersten drei Lebertransplantationen an Menschen durch, die jedoch lediglich eine Überlebenszeit von bis zu 22 Tagen aufwiesen.
Trotzdem war dies ein bedeutender Schritt in der medizinischen Forschung und öffnete die Türen zu weiteren Innovationen in diesem Bereich. Die erste Lebertransplantation in Deutschland wurde im Jahr 1969 von Gütemann an der Universitätsklinik Bonn durchgeführt.
Im Jahr 1963 vollbrachte der US-amerikanische Chirurg James D. Hardy in Jackson (Mississippi) einen bedeutenden medizinischen Durchbruch, indem er eine bahnbrechende Operation durchführte - die erste erfolgreiche Transplantation einer menschlichen Lunge bei einem Patienten mit inoperablem Lungentumor. Dieser Meilenstein in der Geschichte der Medizin ist ein bemerkenswertes Beispiel für die unermüdliche Suche nach neuen Wegen, um das Leben von Menschen zu verbessern. Hardys bahnbrechende Leistung ebnete den Weg für weitere medizinische Errungenschaften und inspirierte andere, ihre eigenen innovativen Ideen und Technologien zu entwickeln.
Im Jahr 1964 vollbrachten Borsig und Nagel in Berlin eine bahnbrechende Leistung, als sie die erste erfolgreiche Nierentransplantation von einer Mutter auf ihre Tochter durchführten.
Ebenfalls in diesem Jahr begannen die US-Amerikaner N. Shumway und R. Lower, wichtige Forschungsarbeiten zur Herztransplantation zu leisten. Doch erst 1967 konnte Christian Barnard in Kapstadt (Südafrika) die erste erfolgreiche Herztransplantation von Mensch zu Mensch vornehmen - wenn auch mit tragischem Ausgang, da der Patient 18 Tage später an einer Infektion verstarb. Die USA zögerten damals noch mit der Genehmigung solcher Eingriffe.
Erst W.D. Kelly und R. Lillehei in Minnesota (USA) führten noch im selben Jahr die erste erfolgreiche Pankreastransplantation durch. Die erste medizinisch erfolgreiche Lungentransplantation gelang F. Derom in Gent (Belgien) im Jahr 1968, wobei der Patient 80 % seiner Lungenleistung zurückerlangte und 10 Monate überlebte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang schließlich Thomas Starzl 1967 in Pittsburgh die erste als "erfolgreich" bezeichnete Lebertransplantation am Menschen.
In den späten 70er Jahren wurde eine bedeutende Errungenschaft erzielt, indem man den immunsuppressiven Wirkstoff Ciclosporin entdeckte und entwickelte. Diese bahnbrechende Entdeckung führte zu einer deutlichen Verbesserung der Überlebensraten bei Transplantationen. Ciclosporin wirkt effektiv gegen Abstoßungsreaktionen, ohne dabei das gesamte Immunsystem zu unterdrücken. Somit wird die Abwehrreaktion des Körpers kontrolliert und eine erfolgreiche Transplantation ermöglicht. Neben anderen Faktoren ist die Gewebekompatibilität zwischen Spender und Empfänger ein entscheidender Faktor, der die Abwehrreaktion des Körpers verringert. Die Gewebekompatibilität ist also ein wichtiger Aspekt bei Transplantationen, der zu einem erfolgreichen Ergebnis beiträgt.
Die Nierentransplantation betreffend, wurden seit den Anfängen 1967 in Heidelberg fast 4000 Nieren verpflanzt; durchschnittlich 150 Nierentransplantationen pro Jahr, wovon viele die Folge einer Lebendnierenspende sind, werden am Standort Heidelberg durchgeführt.
Die erste Lebertransplantation wurde am 16. Juni 1987 von Prof. Herfarth und Prof. Otto durchgeführt. Im Jahr 2002 führten Prof. M.W. Büchler und Prof. J. Schmidt die erste Leberlebendtransplantation in Heidelberg durch. Seither wurden in Heidelberg über 1380 Lebertransplantationen durchgeführt.
Obwohl es entscheidende Fortschritte in der Entwicklung von neuen Immunsuppressionstechniken und chirurgischen Techniken gibt, müssen die Empfänger immer noch lebenslang immunsuppressive Medikamente einnehmen.